Birthälm, rumänisch Biertan, ungarisch Berethalom, ist ein Marktflecken in einem südlichen Seitental der Großen Kokel, zwischen Schäßburg und Mediasch auf 388 m über dem Meeresspiegel gelegen. Er ist am günstigsten mit der Eisenbahn oder dem Bus über Elisabethstadt zu erreichen. Früher, als es noch keinen Busverkehr gab, hatte man entweder das Glück, auf einem Fuhrwerk mitfahren zu dürfen, oder man legte die 13 Kilometer von Elisabethstadt nach Birthälm auf Schusters Rappen zurück.
Im Jahre 1786 zählte Birthälm 1543 Einwohner. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war der Ort größer, sowohl was die Einwohnerzahl als auch seine Ausdehnung betrifft. Sogenannte "Zahlhäuser" - nach ihnen wurden die abzugebenden Steuern berechnet - gab es in den Jahren 1513, 1526 und 1537 jeweils vier. Im Jahre 1510 wurden die Abgaben nach "Marken" berechnet, und da gab es in Birthälm 31 (zum Vergleich: Mediasch verzeichnete nur 28 Marken), was auf eine Einwohnerzahl von etwa 5000 Personen schließen lässt. (Mediasch hatte damals nur etwa 4800 Einwohner). Auch die Ausdehnung Birthälms war größer.
Der Rückgang der Einwohnerzahl hatte mehrere Ursachen: Häufige Türkeneinfälle (oft wurden allein aus dem Gebiet der Zwei Stühle - dazu gehörten die Verwaltungseinheiten Mediasch und Schelk - Tausende von Gefangenen verschleppt) sowie mehrere Pestepidemien (1509, 1530, 1553, 1555 und 1672) entvölkerten die siebenbürgischen Ortschaften.
Bei der Volkszählung von 1930 wurden in Birthälm 2331 Einwohner festgestellt, wobei die Sachsen 1228 Personen, also 52 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachten. Bis zum Jahre 1941 stieg ihre Zahl nur wenig auf 1277 Personen, das heißt auf 55,3 Prozent, an.
Demgegenüber sei erwähnt, dass am 1. Januar 1992 nur noch 180 Sachsen in der Gemeinde lebten. Heute ist ihre Zahl bereits auf 70 Personen geschrumpft, von denen mehr als die Hälfte im Rentenalter sind.
In der 1881 erschienenen Ortsmonographie "Der königliche freie Markt Birthälm in Siebenbürgen" von Johann Michael Salzer ist nachzulesen,dass Birthälm 1283 erstmals urkundlich erwähnt wird. Es handelt sich dort um die Ansprüche des Weißenburger Domkapitels auf drei Zehntquarten von Feldfrüchten, Wein, Bienen und Lämmern. Angeregt von der Urkunde, in der "Berthelm" verzeichnet ist, versuchte Salzer, die Herkunft des Ortsnamens festzustellen, gelangte aber nicht zu einem abschließenden Ergebnis.
Die beiden wirtschaftlichen Standbeine Birthälms waren das Handwerk und die Landwirtschaft, insbesondere der Weinbau. Obzwar der Ort 1418 neben dem Jahrmarkt- auch das Wochenmarktrecht zugesprochen erhielt und auch befugt war, Blutgerichtsbarkeit auszuüben, war nicht zu verhindern, dass er, verglichen mit Mediasch oder Schäßburg, allmählich in die Zweitrangigkeit abglitt. Dennoch wurde mit der Wahl des Hermannstädter Magisters Lucas Unglerus (Ungleich) zum Sachsenbischof 1572 der Bischofssitz von Hermannstadt nach Birthälm verlegt, wo er für fast 300 Jahre verblieb.
Auf das erste Viertel des 16. Jahrhunderts entfällt die "große Bauzeit" in Birthälm. Der Ort entwickelte sich rasch zur größten Gemeinde der Zwei Stühle. In dieser Zeit wurde an der Stelle, wo sich bereits eine frühgotische Basilika befand, die heute noch stehende gotische Hallenkirche errichtet. Zwar wird die Wehranlage schon 1468 erwähnt, doch die eigentliche Bauzeit ist auf den Beginn des 16. Jahrhunderts zu datieren. Damals erhielt die Kirchenburg ihre heutige Gestalt, so wie sie als Wahrzeichen Birthälms weltweit bekannt geworden ist.
Die Ringmauern, die Wehrtürme - in einem von ihnen befinden sich seit dem Jahr 1913 die Bischofsgräber - die Falltore und andere Besonderheiten, vor allem aber die ständig durchgeführten Erhaltungsarbeiten veranlassten 1991 den Internationalen Verband für den Schutz des Europäischen Architektonischen und Natürlichen Erbes "Europa nostra", der Kirchenburg Birthälm sein Verdienstdiplom zuzuerkennen "Für die hervorragende Renovierung dieser bedeutenden Kirchenburg, eines Denkmals der Kultur der Siebenbürger Sachsen, restauriert unter schwierigen Bedingungen". Auf der UNESCO-Tagung in Kolumbien wurde der Kirchenburg Birthälm am 12. Dezember 1993 der Status "Kulturerbe der Menschheit" zugesprochen.
Einige Birthälmer sind auch außerhalb der Gemeinde und Siebenbürgens bekannt geworden. So der Archäologe und Kunsthistoriker Hermann Phleps (geboren 1876 in Birthälm, gestorben 1964 in Marburg). Er war Professor in Danzig und Darmstadt, wo er sich vor allem der Holzarchitektur und der ost- und westgermanischen Baukultur widmete. Er befasste sich eingehend auch mit der Wohn- und Wirtschaftsbauten der Rumänen, Szekler und der Ungarn in Siebenbürgen. Zwischen 1938 und 1943 wurden unter seiner Leitung umfangreiche Restaurierungsarbeiten an der Birthälmer Kirchenburg durchgeführt. Dabei erhielt das Kirchendach wieder seine aktuelle, monumentale Form.
Sein Bruder, Artur Phleps (geboren 1881 in Birthälm, gestorben 1944 nördlich von Arad), war im 1. Weltkrieg Stabshauptmann der k.u.k.-Armee, machte danach in Rumänien eine steile Militärkarriere und brachte es bis zum Kommandierenden General der rumänischen Gebirgstruppen. 1941 trat er dem deutschen Heer bei und befehligte die 7. Freiwilligen-Gebirgsdivision "Prinz Eugen". Er organisierte die Flucht der Sachsen aus Nordsiebenbürgen.
Ein "Zuwanderer", Samuel Joseph Maetz (geboren 1760 in Holzmengen, gestorben 1826 in Birthälm), kaufte nach seiner Heirat mit Susanna Margaretha Antoni im Jahre 1779 die Werkstatt des verstorbenen Orgelbauers Johann Georg Wachsmann in Birthälm und begründete damit die bekannteste Orgelbauerfamilie Siebenbürgens. Es gibt 37 von ihm gebaute Orgeln (rund 20 davon sind heute noch original erhalten). Seine Söhne Friedrich Traugott Mätz (1799-1842) und Wilhelm Samuel Mätz (1805-1858) arbeiteten mit ihm zusammen. Die letzten von ihm gebauten Orgeln befinden sich in Schorsten, Schönberg, Broos und Arkeden. Nach seinem Tod bauten die Söhne Orgeln in Halwelagen, Haschagen, Klosdorf, Kleinalisch, Reußdorf, Hamlesch, Marktschelken, Durles und einigen anderen Ortschaften.
Birthälm war zwar eine Weinbaugemeinde, doch das Handwerk war hier ebenfalls stark vertreten. Zwischen 1508 (Weberzunft) und 1744 (Tischlerzunft) entstanden Zünfte wie die der Fassbinder, Schlosser und Büchsenmacher, Schneider oder Schuster, Wagner und Eisenschmiede. Viele von ihnen waren eigenständig; andere, die nicht genügend Mitglieder zählten, wie etwa die Kürschnerzunft, gehörten zu Mediasch.
Die positive Entwicklung setzte sich bis in unser Jahrhundert fort: 1940 gab es in Birthälm etwa 70 Handwerksbetriebe mit einem oder mehreren Gesellen. Man zählte elf Fassbinderwerkstätten, vier Friseure, fünf Schlossereien, sieben Schuster, sieben Tischler, sechs Schneider sowie Bäcker, Holzdrechsler, Fleischer, Maurer, Seiler u.a.m.
Im gleichen Jahr gab es in der Gemeinde insgesamt 19 Geschäfte und Läden mit Backwaren, Metzgereierzeugnissen, Leder- oder Eisenwaren, Spezereien und Schnittwaren. Auch hatte Birthälm vier Gastwirtschaften, zwei Arztpraxen und eine Apotheke aufzuweisen.
Die Birthälmer in Deutschland
Die HOG Birthälm in Deutschland hatte ihre zaghaften Anfänge in ersten Familien- und Sippentreffen. Hermann Richter (Tumlingen) ist es zu verdanken, dass daraus die Heimatortsgemeinschaft entstand. Ursprünglich wollte er nur eine Art Interessengemeinschaft gründen, die einen Anhang zu Salzers Ortsmonographie, ihre Ergänzung bis in die Gegenwart, erstellen sollte.
Nach ersten Kontakten 1975 zu mehreren Landsleuten kam es nach weiteren Gesprächen 1984 am Rande des Heimattages der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl zum ersten Treffen der Birthälmer. 1985 wurde der erste HOG-Vorstand gewählt; Hermann Richter war Vorsitzender bis 2005, ehe er sein Amt abgab, um sich vorwiegend der Monographiefortführung zu widmen.
Zur Zeit wird die HOG im Turnus von den einzelnen Vorstandsmitgliedern geleitet. In den jährlich stattfindenden Ausschuss-Sitzungen geht es nicht ausschließlich darum, den Zusammenhalt der Heimatortsgemeinschaft zu festigen, sondern auch die Hilfen für die in Siebenbürgen verbliebenen Landsleute zu organisieren.
Die Heimattreffen fanden zunächst in Heilbronn (Stadtteil Böckingen) statt. Mittlerweile werden sie alle zwei Jahre in Bad Rappenau veranstaltet.
Der HOG ist es gelungen, viele Organisationen und Verbände für Hilfsaktionen nach Birthälm zu gewinnen. Alle hier aufzulisten, würde den Rahmen dieser Ausführungen sprengen. Dennoch seien an dieser Stelle das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen in Deutschland (München) sowie das Diakonische Werk der EKD (Stuttgart) besonders erwähnt. Zusätzlich haben unsere eigenen Landsleute mit Spenden geholfen.
Die Heimattreffen tragen viel zum Zusammenhalt der Landsleute bei. Wenn sich 1987 bloß 170 Personen am damaligen Birthälmer Treffen beteiligten, so waren es 1995 über 400 Teilnehmer. Erfreulich dabei ist, dass viele junge Leute mitmachen.
Die HOG zählt heute 620 Familien mit über 1300 Einzelpersonen. Seit 1990 erscheinen die "Birthälmer Briefe", zunächst zweimal, seit einigen Jahren nur noch einmal jährlich als Mitteilungsblatt der Heimatortsgemeinschaft.
Zu den Aufgaben der HOG zählen die Friedhofspflege im Heimatort, die Erhaltung der dortigen Kirchenburg, das Sammeln und Sichern von Unterlagen zur Heimatortsgeschichte und für das genealogische Archiv, die Intensivierung der Jugendarbeit sowie die weitere enge Kontaktpflege zu Birthälm. Sehr wichtig dabei ist, dass immer mehr Landsleute dafür gewonnen werden, bei den vielfältigen Projekten mitzuarbeiten. Es wäre zum Wohle unserer Birthälmer Gemeinschaft.
von Erwin Heltmann (†) und Friedrich Roth